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Steffen Szary

Steffen Szary

Steffen ist Gründer von openmjnd und agiler Organisationsentwickler.

Kreativ im digitalen Raum: So gelingt die gemeinsame Ideenentwicklung

Viele Workshops, die eigentlich als Präsenzveranstaltungen geplant waren, werden zur Zeit in den digitalen Raum verlegt. Wer dort dabei ist, merkt vermutlich schnell: Das Analoge einfach so ins Digitale übertragen, das funktioniert nicht. Wir erklären, warum, verraten, worin der größte Kreativitätskiller besteht und wie dieser verhindert werden kann.

 

Arbeiten wir vor Ort in einem Raum zusammen, können wir diesen entsprechend einrichten und ausstatten und ihn so zu einem für alle zugänglichen Inspirationsraum machen. Denn wir wissen: Die Umgebung ist ein wichtiger Faktor beim Design Thinking und anderer kreativer Ansätze. Kreativität entsteht im Wechselspiel zwischen Chaos und Ordnung, Freiheit und Struktur. Und ein Raum, der all dies zulässt und mobil und flexibel auf die verschiedenen Phasen und Bedürfnisse von Designprozessen angepasst werden kann, wird damit zum Katalysator für kreatives Zusammenarbeiten.

 

Dieser gemeinsame physische Kreativraum, der stimulierend wirkt, Reflektion und Zusammenarbeit anregt, Entspannung und Spiel erlaubt, muss in Online-Workshops mit den hier verfügbaren Mitteln nachgebildet werden. Teamrituale und ein entsprechendes Setup eines jeden einzelnen können dabei hilfreich sein. Die Grundbedingung für Kreativität im digitalen Raum ist jedoch eine andere: Technik und Tools dürfen keinen Stress auslösen. Ansonsten scheitern wir schon, bevor wir überhaupt anfangen können mit unseren Methoden, Übungen und Spielen zum kreativen Selbstbewusstsein, divergierenden Denken und bewertungsfreien Brainstormen.

Denn wie die Kreativitätsforschung weiß: Stress, Angst und Unsicherheit wirken hemmend auf kreative Prozesse. Das liegt daran, dass die assoziativen Hirnareale beim sogenannten nicht-fokussierten Denken am aktivsten sind, und dieses Denken aber wiederum durch Überforderung und andere überflüssige Aktivitäten gelähmt wird. Vereinfacht gesagt: Stress lenkt ab und blockiert unser offenes Möglichkeitsdenken.

»Schon kleinste technische Hürden können Stress erzeugen. Sich darüber bewusst zu werden ist elementar für die Vorbereitung digitaler Kreativworkshops«

Nur wenn wir uns entspannt und sicher fühlen, ist Platz für Teamgeist und Fantasie. Und auch nur dann können wir von den Vorteilen der digitalen Tools, wie etwa schnellerem und anonymen Dot-Voting, der Möglichkeit asynchroner Zusammenarbeit oder automatischer Dokumentation profitieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass schon kleinste technische Hürden Stress erzeugen können. Sich darüber bewusst zu werden ist elementar für die Vorbereitung digitaler Kreativworkshops – besonders bei heterogenen Gruppen mit unterschiedlichsten technischen Vorkenntnissen.

 

Ein vorangehender ausführlicher Technik-Check oder sogar ein eigenes Tool-Webinar als Grundvoraussetzung für die Teilnahme an inhaltlichen Workshops können hier einen Unterschied machen. Wenn Menschen mit digitalen Tools arbeiten sollen, die sie noch nicht kennen, sollte dies außerdem so niedrigschwellig wie möglich gestaltet werden. Zum Brainstormen mit digitalen Whiteboards wie Miro oder Mural reicht es beispielsweise aus, sich auf zwei elementare Handlungen zu konzentrieren: Zoomen und das Erstellen und Beschriften von Post-Its. Farben wechseln, Bilder einfügen oder Zeichnen rauben hier zuerst einmal vor allem Zeit und Hirnkapazität, die anders verwendet werden sollten.

Bei der Konzeption von Workshops sollte man außerdem der Verlockung widerstehen, immer die neuesten und komplexesten oder auch zu viele Tools gleichzeitig verwenden zu wollen, und sich stattdessen für ein bis zwei elementare Software-Lösungen entscheiden. Meinen wir es zu gut mit der Technik, dann laufen wir Gefahr, dass diese uns einen dicken Strich durch die Rechnung macht. Wir raten daher, vorher genau zu überlegen, was das Ziel des Workshops ist, und wie dieses möglichst einfach mit dieser spezifischen Gruppe von Menschen erzielt werden kann. Muss beispielsweise wirklich jeder Schritt digitalisiert werden, oder funktioniert das stille Einzelbrainstorming nicht sogar manchmal besser back to the roots: weggedreht vom Bildschirm und mit Stift und Papier? Und brauche ich zum anschließenden Ideenteilen wirklich ein niemals enden wollendes navigierbares Digital Whiteboard, oder genügt für diesen Zweck vielleicht auch ein für alle zugängliches Dokument, in dem simultanes Niederschreiben möglich ist?

»Auch im digitalen Raum gilt daher: Weniger ist manchmal mehr.«

In der Theorie mag es uns zunächst wenig sinnvoll vorkommen, dass wir unsere schier endlosen Möglichkeiten freiwillig einschränken und damit am Ende vielleicht sogar dem Ergebnis schaden. Doch die Praxis hat uns gelehrt, dass die Maximierung der technischen Möglichkeiten oftmals genau das Gegenteil von dem zur Folge hat, was wir eigentlich durch ihren Gebrauch hervorbringen wollten: Stress statt Kreativität. Auch im digitalen Raum gilt daher in diesem Fall: Weniger ist manchmal mehr – und ein bisschen Demut und Bescheidenheit schaden eigentlich nie.

Durch die bewusste Limitation auf der einen Seite betreten wir auf der anderen Seite Räume, in die wir ansonsten nicht vorgedrungen wären. Wir öffnen ihre Türen, ohne uns lange mit der verkopften und im schlimmsten Falle verkrampften und frustrierten Handhabung der passenden Schlüssel abzumühen. Und das sind die Möglichkeitsräume, in denen wir sein wollen und in denen wir alle Sinne öffnen können. In ihnen, und nicht im Gebrauch der immer neuen Tools, entstehen Ideen, Spiele, Albernheiten, Denkkonstrukte, Prototypen, Innovationen und neue Zukünfte.

Praxistipp

Wir haben für Euch vier der Kernaussagen noch einmal zusammengefasst.

1. Technik und Tools dürfen keinen Stress auslösen, denn Stress verhindert Kreativität.

2. Das technische Vorwissen der TeilnehmerInnen sollte der Ausgangspunkt für jede Workshop-Vorbereitung sein.

3. Für die Auswahl von Tools gilt: Nur so viele wie nötig und so einfach wie möglich

4. Vorbereitende Tool-Schulungen und Technik-Check-Ins schaffen eine gute Grundlage für alle.

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